Sterbebilder-Projekt des Hettinger Heimatvereins ist gut angelaufen – Daten von 698 Verstorbenen digitalisiert – Aktion läuft weiter

Gundolf Scheuermann, Hubert Ehmann und Sabine Trautmann (v. l.) betreuen beim Heimatverein Hettingen die Sterbebilder-Aktion. Die Bilder werden eingescannt, ihre Daten digital verwaltet und somit für die Nachwelt bewahrt. Foto: Rüdiger Busch

 

 

Hinter jedem Bild steht eine Geschichte

Hettingen (rüb). 

„Es ist faszinierend, dass hinter jedem der unzähligen kleinen Bilder eine Lebensgeschichte steht“, sagt Gundolf Scheuermann. Vor ihm liegen Dutzende Sterbebilder auf dem Tisch. Sabine Trautmann nimmt eines in die Hand: „Die Schicksale, die sich hinter vielen Lebensdaten verbergen, lassen sich heute leider nicht mehr alle aufklären.“ Hubert Ehmann wirft ein: „Umso wichtiger ist es, so viele dieser Sterbebilder wie möglich für die Nachwelt zu erhalten.“ 698 sind mittlerweile seit dem ersten Aufruf des Heimatvereins Hettingen im September zusammengekommen. Zeit für eine erste Zwischenbilanz mit den drei Motoren der Aktion, dem Vorsitzenden, der Schriftführerin und dem Beisitzer.

Die Arbeitsteilung innerhalb des fleißigen Trios funktioniert: „Gundolf schleppt die Bilder bei, und wir digitalisieren sie“, erklärt Sabine Trautmann lächelnd. Die Daten eines jeden Sterbebildes werden dafür in eine Excel-Tabelle eingetragen: Name, Lebensdaten und Alter des Verstorbenen, dazu der Name des Besitzers. 25 Bürger haben dem Heimatverein bislang ihre gesammelten Sterbebilder zur Verfügung gestellt. Insgesamt waren es 1420, darunter aber natürlich viele Doubletten. 698 verschiedene sind aber auch eine stolze Zahl.

Doch es sollen noch mehr werden: „Erfahrungsgemäß nutzen viele die dunkle Jahreszeit, um zu Hause auszumisten“, erklärt Gundolf Scheuermann. Dass dabei alte Sterbebilder im Müll landen, dem möchte er vorbeugen und appelliert an Hettinger aus nah und fern: „Schaut auf dem Dachboden und in alten Gotteslob-Ausgaben nach. Stellt uns Sterbebilder, die von euch oder euren Vorfahren gesammelt worden sind, zur Verfügung.“

Viele alte Sterbebilder lägen im Speicher oder im Keller und warteten nur darauf, „endlich mal wieder ans Licht gebracht zu werden“, ist sich Scheuermann sicher. „Darunter sind bestimmt auch viele Bilder von Familien, die es in Hettingen gar nicht mehr gibt, die es aber verdienen, der Nachwelt erhalten zu bleiben.“

In welcher Form, das ist noch nicht geklärt: Dem Heimatverein schwebt eine Veröffentlichung als Buch und auf seiner Homepage vor. Somit würden die Daten allen Interessierten zur Verfügung gestellt. So entsteht eine Fundgrube mit unzähligen Geschichten dahinter.

Sich mit den teilweise über hundert Jahre alten Sterbebildern zu beschäftigen, ist keineswegs eine staubtrockene Angelegenheit, wie man fälschlicherweise vermuten könnte. Sondern mitunter richtig spannend und durchweg hochinteressant, wie Sabine Trautmann bestätigt. Und es bringt durchaus den ein oder anderen Erkenntnisgewinn: „Man kann alt werden in Hettingen“, ist sich die „Wahl-Hettemerin“ sicher: Das Durchschnittsalter der bisher archivierten 698 Verstorbenen liegt bei 68. Das hört sich auf den ersten Blick zwar nicht sonderlich alt an. Wenn man aber die geringere Lebenserwartung von früher und die vielen im Krieg gefallenen Verstorbenen mit einbezieht, ist der Wert dann doch positiv zu bewerten.

Das bislang älteste Sterbebild stammt aus dem Jahr 1912, von der mit nur 22 Jahren gestorbenen Rosa Schönig. Mit einem Sterbealter von 99 Jahren ist Lina Mackert die Rekordhalterin. „Insgesamt haben wir aber 54 Verstorbene, die über 90 Jahre alt geworden sind“, erklärt Sabine Trautmann. Am anderen Ende der Skala gibt es aber auch Lebensdaten, die den Betrachter auch nach Jahrzehnten noch berühren. Beispielsweise ist im Jahr 1942 im Alter von nur zehn Jahren Gustav Kern gestorben. Was für ein Schicksal sich hinter den knappen Lebensdaten wohl verbirgt?

Leichter aufzuklären ist die Namensverteilung: Die typischen „Hettemer“ Namen dominieren natürlich diese Statistik: Derzeit haben die Müllers mit 75 Sterbebildern vor den Mackerts (68) und den Kirchgeßners (60) die Nase vorn.

Info: Weitere Sterbebilder nimmt der Vorsitzende des Heimatvereins, Gundolf Scheuermann, Talgasse 14, gerne entgegen. Auf Wunsch werden die Bilder nach dem Einscannen wieder zurückgegeben.

 

Autor: rüb

 

 
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